Im Oktober 2021 bot die MeetFrida Artist Residency zehn Hamburger Künstler*innen die Möglichkeit kreativer Entfaltung. Dieser Monat der gemeinsamen Arbeit vor Ort gipfelte in einer Group Show die nun kurz vor Weihnachten am 18. Dezember endet.
Diese Ausstellung ist nicht nur das Ergebnis der Kollaboration zwischen den beteiligten Artists, sondern auch Auftakt der einjährigen Präsenz des MeetFrida Art Space im stilwerk.
Der Leitgedanke der Residenz lautete „Fast Forward“, im weitesten Sinn ging es um die künstlerische Auseinandersetzung mit der Welt nach Corona. Die Künstler*innen experimentierten mit den Dimensionen der Ausstellungsfläche, ließen sich gegenseitig inspirieren und nutzten neue Formate. Von figurativer Malerei über Abstraktion und konzeptionelle Projekte bis hin zu Rauminstallationen und skulpturalen Werken haben die Künstler*innen dabei das volle Spektrum künstlerischer Arbeit entfaltet.
Die drei großformatigen Gemälde von Malwin Faber zum Beispiel, die versetzt hintereinander im Ausstellungsraum platziert sind, erzeugen zusammen mit kleineren davor verteilten Formen aus Holz den Eindruck einer Theaterbühne. Faber kreiert durch starke Kontraste und malerische Überlagerungen eine räumliche Tiefe auf der Leinwand, die sich durch seine farblich abgestimmten Objekte noch verstärkt. Es wirkt fast so, als würden sich die Gemälde der Leinwände in den vor ihnen liegenden Raum ausbreiten. Jede Perspektive vermittelt einen anderen Eindruck von dem Zusammenspiel von Objekt und Malerei.
Die Malereien von Stephan Hohenthanner überraschen durch ihren nur scheinbaren Fotorealismus. Ähnlich impressionistischen Bildern zerfällt das Motiv aus der Nähe betrachtet in abstrakte Malerei, wodurch die alltäglichen Szenen neben gesellschaftlichen Beobachtungen auch zu Farbstudien werden. Angeregt durch die neue Nachbarschaft in der Ausstellung, hat Hohenthanner während der Residency erstmals ein abstraktes Bild gemalt.
Die griechische Künstlerin Penny Monogiou knüpft mit ihrer Installation an den Umgang mit Kunst und Kultur aus ihrem Heimatland an. Vorlage für ihre Zeichnungen, die auf vier langen Bahnen von der Decke hängen, waren die sechs Karyatiden an der Südseite zum Tempel Erechtheion, dessen Ruine auf der Akropolis in Athen steht. Die fünfte Frauenfigur kann man durch eine Bildbrille wie in einem Guckkasten sehen. Die sechste Figur fehlt ganz. Auch in Athen befinden sich nur fünf von sechs Karyatiden des Tempels Erechtheion. Die fehlende Figur steht im British Museum in Großbritannien.
Die Installation von Jana Schumacher die im Zentrum des Ausstellungsraums steht, besteht aus senkrecht aufgestellten Bohrkernen und vielen, bunten Wachsformen, die eine fantasievolle Burg bilden. Während der Residency hat die Künstlerin erstmals umfassend mit Wachs experimentiert, wobei noch weitere Wachsarbeiten, zwei kleinere Reliefs, entstanden sind.
Magda Krawcewicz inszeniert ihre Objekte in schwarzen Schaukästen, wie in einem Naturalienkabinett. Krawcewicz beschäftigt sich in der gesamten Präsentation im Art Space mit dem Thema der Erinnerung. Die glasierten Masken sind häufig bruchstückhaft oder mit der offenen Rückseite präsentiert, als könnte man in den Kopf hineingucken. Die Künstlerin nennt diese Objekte „Engramme“, ein Begriff aus der Hirnforschung, der physische Spuren der Erinnerung im menschlichen Gehirn meint.
Ki Yoon Ko zeigt im Stilwerk Gemälde aus der „Right Hand Series“ und der „Left Hand Series“. Neu ist seine „Left Hand Series“, die er eben mit der linken Hand malt. Während der Residency entstand so ein riesiger, comichafter Kopf mit überstehenden, gelben Zähnen. Der Wechsel von der rechten zur linken Hand war eine neue künstlerische Herausforderung, wodurch der Malprozess intuitiver wurde. Bei Ki Yoon Ko entstehen so vor allem Comichafte Figuren gespickt mit schwarzem Humor.
Das Künstlerduo Einsiedel+Jung lässt sich stark durch die unterschiedlichen Orte, die sie bereisen, inspirieren. Häufig bringen sie von diesen Reisen nicht nur Eindrücke der Lebensumstände mit, sondern auch Objekte, aus denen dann schließlich ihre vielseitigen und vielschichtigen Kunstwerke entstehen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Brunnen der aus bunten Plastikschüsseln besteht und ein Sinnbild für die Verschmutzung von Wasser und Trinkwasser durch Plastikmüll ist.
Zurückhaltend erscheinen zunächst die Papierarbeiten von Nis Knudsen in gedeckten Farbtönen. Doch durch das Auftragen vieler Schichten unterschiedlicher Pigmente, mit den Fingern und Zellstofftüchern auf und in das Papier gerieben, entsteht ein satter Farbeindruck. Knudsen interessiert die Wiederholung, also das gleiche, aber nie dasselbe, zu tun. Darum besitzen alle seine Papierarbeiten dieselbe Komposition, aber immer unterschiedliche Farben.
Im oberen Teil des Art Space leuchtet ein buntes Farbenbündel, das im Zickzack durch den Raum spannt, wie ein Regenbogen. Die Installation von Darko Caramello Nikolic erinnert an Physikexperimente mit Licht: Ein Sonnenstrahl wird durch ein Prisma gebrochen, sodass die unterschiedlich langen Lichtwellen sich auffächern. Das Ergebnis ist ein Lichtstrahl in Regenbogenfarben. Nikolic hat während des Residenzstipendiums das erst Mal mit Schnüren gearbeitet. Für diese Installation hat der Künstler verschiedene Winkel und Anordnungen ausprobiert, bis die endgültige Erscheinung fest stand. Dieses Werk bleibt dem Art Space auch vorerst erhalten.
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